Mit einem Tiger schlafen
Birgit Minichmayr verkörpert Maria Lassnig in Anja Salomonowitz’ filmischer Hommage: Ein schräg und komplex arrangiertes Biopic in hybrider Form mit Spiel- und dokumentarische Sequenzen, die ineinandergreifen.
Ein Gemälde. Grün von Nadelbäumen, erdige Töne von trockenen Wiesen und Kirchenwänden. Im Licht, das durch das Fenster des Bauernhauses der Großmutter fällt, in dem Maria Lassnig ihre Kindheit verbringt, strahlt die Strickjacke ein erstes Mal himmelblau, strahlt wie nicht von dieser Welt. Aufgewachsen im Süden Österreichs, verschlägt es Lassnig via Wiener Kunstakademie in die dortige Kunstszene der Nachkriegszeit. Himmelblau, Rosa, Jadegrün, fleischiges Rot. Schweigsam, störrisch zwischen Männern, die sich zu gerne reden hören, fühlt sie in ihren Körper hinein und blickt auf die Welt. Sie malt. Sie filmt. Erbarmungslos und mit Schalk. Zäh baut sie ihre Karriere auf. Sie weiß um den Wert ihrer Malerei, lange bevor die Kunstwelt mit ihrem Urteil nachzieht.
Birgit Minichmayr verkörpert Maria Lassnig in Anja Salomonowitz’ filmischer Hommage an die Künstlerin durch alle Altersstufen und psychischen Verfassungen, stellt der „body awareness“ von Lassnigs Kunst einen Körper an die Seite, der die Kunst hervorbringt. Ein schräg und komplex arrangiertes Biopic in hybrider Form: Spielszenen und dokumentarische Sequenzen greifen ineinander. Real sind die Bilder.